Dirigent

Beruflich-musikalischer Werdegang Stefan Mang

Stefan Mang (geb. 1966 in Clausthal) wuchs in Weinheim an der Bergstraße auf und absolvierte nach dem Abitur 1985 seinen Wehrdienst im Heeresmusikkorps 7 Düsseldorf. Während seines Ton- und Bildtechnik-Studiums an der Robert-Schumann-Hochschule und der FH-Düsseldorf wechselte er an die Folkwang-Universität der Künste nach Essen und absolvierte dort 1994 seine Künstlerische Abschlussprüfung mit dem Hauptfach Horn.
Neben seinem Studium war Stefan Mang musikalisch auf der “Rondò Veneziano Europa-Tour 1991” und hatte Saisonverträge im Kurorchester Garmisch-Partenkirchen. 1995 arbeitete er als technischer Assistent des “Schleswig-Holstein Musik Festival”.
Es folgten 20 Jahre Marketing- und Vertriebstätigkeit bei bedeutenden Musikinstrumentenherstellern wie Yamaha-Music Central Europe. Nach zahlreichen Fortbildungen ist er als Lehrer, zunächst im Kreismusikverband Heinsberg, später an allgemeinbildenden Schulen tätig. Seit 2022 ist er festangestellt an der Bischöflichen Liebfrauenschule Ratingen, einer Realschule mit Musikschwerpunkt.
Nebenberuflich war Herr Mang musikalischer Leiter, Komponist und Arrangeur am Landestheater Neuss für die Produktionen „Mit Pauken und Trompeten“ („Brassed off“) und „Fetzer“, machte seinen Dirigierschein (C3), leitete sieben Jahre den Musikverein St. Josef in Ratheim und spielte aktiv Horn in verschiedenen sinfonischen Blasorchestern.

Interview

  1. Was war der ausschlaggebende Grund dafür, dass Du Dich bei uns beworben hast?

    Nach der langjährigen Leitung eines kleineren Musikvereins in Ratheim habe ich mir gewünscht, einmal vor einem größeren Orchester in geographischer Nähe zu stehen, in dem alle Stimmen besetzt sind und die Vielfalt der auskomponierten Klangfarben eines Werks zur Geltung kommen können. Ich habe mit euch sozusagen die Nadel im Heuhaufen gefunden, da nicht häufig ein neuer Dirigent gesucht wird. Durch den Facebook-Link einer Bekannten bin ich auf euch aufmerksam geworden und beim persönlichen Kennenlernen habt ihr in jeder Hinsicht meine Erwartungen übertroffen.

  2. Ich habe mitbekommen, dass Du neben Deinem Beruf vielseitig interessiert und engagiert bist, z.B. in einem Chor singst oder aktuell im Karneval aktiv bist. Erzählst Du mir Näheres dazu?

    Nach 20 Jahren Wohnsitz in Willich-Anrath entsteht schon ein gewisses Heimatgefühl. Da Brauchtumspflege die Ortsgemeinschaft fördert und ich mich auch gerne musikalisch betätige, habe ich die für mich passenden Vereine ausgesucht, um dort aktiv mitwirken zu können. Der Anrather Karnevalszug wird von unserem Verein organisiert. Dort kann ich im Kleinen einen Teil zum Gelingen beitragen. Der Männerchor Orpheus hat auch eine lange Tradition und braucht unbedingt „jüngeren“ Nachwuchs, damit er regional weiter erfolgreich agieren kann. Mit ihm treten wir zu verschiedensten Gelegenheiten auf: Karneval, Kirche und kleine Konzerte.

  3. Es gibt ja so eine Typologie, die von Instrumenten auf die Instrumentalisten schließt. Was sagt man Hornisten nach? Und: Trifft das auf Dich zu?

    Eigentlich wollte ich Trompete lernen, aber mir wurde das Horn, aufgrund von Mangel dieses Instrumentes im Schulorchester, angeraten. Und ein Instrument, mit dem man sich intensiv beschäftigt, prägt natürlich auch die Persönlichkeit. „Auf die Dauer der Zeit nimmt die Seele die Farben der Gedanken an“ (Mark Aurel), finde ich ein passendes Zitat.
    Mit Pauschalaussagen bin ich vorsichtig, jedoch durch die Bauweise des Instruments und dem Trichtermundstück kippen beim Horn sehr leicht die Töne (Kiekser), so dass auch nach fleißigem Üben keine hundertprozentige Trefferquote garantiert ist. In Witzen wird das Horn ja schon mal als Glücksspirale bezeichnet oder mit einer Trefferquote von 6 aus 49 auf die Schippe genommen. Das hat zur Folge, dass Hornisten generell sehr gut vorbereitet und eingespielt sein müssen, um den hohen nervlichen Belastungen standzuhalten.
    Eine hohe Empathie für die Musik ist gefordert und man lernt nach Niederlagen (z.B. ein verpatztes Solo) wieder aufzustehen. Da sehe ich mich wieder.

  4. Was sollte man von Dir wissen, wenn man "unter Dir" spielt?

    Was mich bei dieser Frage schon mal stört, ist das Wort „unter“ :-). Ich fühle mich eher wie ein Registerführer, der eine Instrumentengruppe zusammenhält - nur das mein Instrument in diesem Fall der Dirigierstab ist. Das „Gemeinsam“ ist für mich von größter Bedeutung. Das gilt sowohl für Repertoireentscheidungen als auch für gewissen interpretatorischen Spielraum, sofern es das Werk erlaubt. Generell bin ich gerne für konstruktive Kritik empfänglich, denn nur so wachsen wir zusammen. Zur Probendisziplin kann ich bisher nur sagen: Spitze - wie bei den Profis. Was die Probenanwesenheit betrifft, erwarte ich nur Vollständigkeit bei einer Haupt- oder Generalprobe, weil ich auf eigenverantwortliches Erscheinen setze. Bei einer dünneren Besetzung kann ich auch mal auf detaillierteres Proben einzelner vollständiger Register umschalten.

  5. Was wünscht Du Dir von uns als Orchestermitgliedern vor allem?

    Spielfreude, Spielfreude, Spielfreude und natürlich Spielfreude, die sich zuhause fortsetzt, um ein tolles Gesamtergebnis zu erzielen. Wichtig ist auch die registerinterne Kommunikation. Das heißt, dass man untereinander abspricht, wer welches Solo oder welche Wiederholung spielt. Das erfordert u.a. die richtige Selbsteinschätzung, sowohl spieltechnisch als auch konditionell.

  6. Wie in jedem Laienorchester haben wir deutliche Leistungsunterschiede. Was machst Du damit? Was heißt das für die Probenarbeit?

    Ziel muss es immer sein, das vorhandene Potential bestmöglich zu nutzen, starke Mitspieler nicht zu unterfordern, schwächere nicht zu überfordern. Weniger Versierte profitieren natürlich vom Gesamtergebnis und kommen besser in den „flow“, wenn sie sich von eine(r/m) routinierten NebenspielerIn mitziehen lassen können. Das erhöht die Übemotivation vor einem anstehenden Konzert. Letztendlich sind auch Kompromisse von allen gefordert: Geduld für die einen bei der Erarbeitung schwerer Stellen und ggf. Weglassen oder Vereinfachen von Stellen für Überforderte, ohne dabei frustriert zu sein.

  7. Du hast Dich entschieden, auf den Lehrerberuf umzusatteln. Was war dafür die hauptsächliche Motivation? Und: (Warum) Hast Du Dich bewusst für eine Schule in katholischer Trägerschaft entschieden?

    Vor knapp acht Jahren bin ich, ähnlich wie die Jungfrau zum Kinde, Lehrer geworden. Ich war vorher für den Deutschland- und Österreichvertrieb des französischen Musikinstrumentenhersteller Buffet Crampon zuständig. Als das Unternehmen mit einem deutschen Unternehmen fusionierte, wurde der französische Vertrieb entlassen. Dann schaust du einfach: Was könntest du dir sonst noch vorstellen, was sind deine „skills“? Neben den erforderlichen pädagogischen Ausbildungen habe ich an verschiedenen Schulformen und bei verschiedenen Schulträgern Vertretungsstellen besetzt. Als ich nach fünf Jahren eine feste Stelle an einer Gesamtschule hatte, wusste ich, dass meine Reise noch weitergehen sollte.
    An der Bischöflichen Liebfrauenschule Ratingen habe ich ein Zuhause gefunden, in dem ich sowohl musikalisch hervorragend arbeiten kann als auch das ganze „Drumherum“ stimmig und abgerundet ist.
    Ein Miteinander mit christlichen Grundwerten schafft schon eine besondere, achtsame Umgebung, wobei man sagen muss, dass gerade das Schülerklientel einen großen Anteil daran hat. Denn bei uns gibt es weniger SchülerInnen aus bildungsfernen Familien als an staatlichen Schulen, da sich Eltern bewusst für eine bestimmte Schule entscheiden. Die Helden der Gegenwart bleiben für mich nach wie vor Lehrkräfte an Brennpunktschulen.

  8. Musik, Kunst, Schwimmen und Technik sind die Fächer, die Du unterrichtest. Das sieht nach vielfältiger Begabung aus, nicht nur künstlerischer. Du hast offenbar viele Talente. Ich möchte Näheres wissen.

    Sagen wir so: Du wirst bei einer Einstellung immer gefragt, welche Fächer dir liegen, oder welche Fortbildungen und Scheine du nebenbei noch gemacht hast. Dann ergibt sich ein Portfolio, mit dem die Schulleitung arbeiten kann. Fachfremdes Unterrichten ist gang und gäbe, da es an kaum einer Schule immer genau die passende Stundenzahl auf die vorhandenen Lehrkräfte zu verteilen gibt.

  9. Aktuell greifen wir vor allem auf Stücke zurück, die wir haben. Wie stellst Du Dir die Repertoirepflege künftig vor? Hast Du bestimmte Vorlieben, was Du mit uns erarbeiten möchtest?

    WDR 2, 3, 4 oder 5 - ich höre alles, je nach augenblicklicher Stimmungslage. Ich glaube, dass ich mit meinem Musikgeschmack recht breit aufgestellt bin. Ich liebe Filmmusik, habe Karneval auf einer Sitzung noch Kölsche Lieder gesungen, war beim Stones-Konzert in Gelsenkirchen, besuche Kirchenkonzerte usw.
    Die Freude kommt beim Erproben eines Stückes, welches gut und im passenden Schwierigkeitsgrad für das Orchester arrangiert ist. Zielorientiert sollte das Repertoire sein. Unser Ziel ist, soweit ich das richtig aufgefasst habe, zunächst spielfähig zu sein, um auch kurzfristig mit einem gemischten Programm auftreten zu können, als auch das Jahresziel „Weihnachtskonzert“ fokussiert im Auge zu behalten. Für die genaue Programmauswahl stelle ich mir vor, dass man sich in einer kleinen Gruppe zusammensetzt, um zu entscheiden, welche Stücke in die engere Auswahl kommen und angeschafft werden können. Ich werde auch Vorschläge einbringen, lasse mich auch gerne inspirieren.

Die Fragen stellte Rüdiger Rentzsch.